Obwohl soziale Gerechtigkeit und Solidarität mit Armen und Unterdrückten sowohl für christliche wie auch für kommunistische Gesellschaftspolitik zentral sind, standen sich kirchliche und kommunistische Akteure oft – aber keineswegs immer – wechselseitig ablehnend bzw. feindlich gegenüber. Gegenstand des Seminars sind die vielfältigen Auseinandersetzungen um Religion, Ökonomie und Politik während und nach Perioden kommunistischer Herrschaft.
In der ersten Seminarhälfte soll Kommunismus als ökonomische und politische Theorie sowie als gesellschaftliche Ideologie behandelt werden. Im Zuge dessen werden wir uns dem mehrdeutigen Begriff zunächst ideengeschichtlich nähern und Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedener kommunistischer Strömungen und Denkbewegungen erörtern. Darauf aufbauend sollen schwerpunktmäßig die klassische Marxistische Religionskritik ("Opium des Volkes") und das zugrundeliegende Religionskonzept betrachtet werden. Die ideengeschichtliche Betrachtung mündet in einer vergleichenden Beurteilung von kommunistischen Ideen und Utopien sozialer Gerechtigkeit im Verhältnis zu religiösen und insbesondere christlichen Gerechtigkeitsidealen.
In der zweiten Hälfte des Seminars geht es um einen vor allem sozialhistorischen Vergleich der mannigfaltigen Entwicklungen von Religion und Religiosität während und nach Zeiten kommunistischer Herrschaft. Neben den mehrheitlich konfliktiven Auseinandersetzungen um Einschränkungen der Religionsfreiheit sowie religiösen Protestbewegungen gegen kommunistische Parteidiktaturen sollen auch christliche Strömungen betrachtet werden, die zentrale Punkte der kommunistischen Gesellschaftskritik produktiv aufnehmen (bspw. Theologie der Befreiung). Besonderes Augenmerk werden wir außerdem auf das Phänomen religiöser "Revitalisierung" in post-kommunistischen Ländern richten.
Die Auswahl der sozialgeschichtlichen Fallbeispiele ist, von einigen prototypischen Kontexten abgesehen, offen angelegt: Studierende sind dazu angehalten, gemäß ihrer Interessen bestimmte historische oder regionale Kontexte auszuwählen, in denen wir die Dynamik zwischen Religion, Ökonomie und Politik unter Bedingungen (post-)kommunistischer Herrschaft näher beleuchten und für einen Vergleich mit anderen Situationen transparent machen. Im Zuge dessen besteht auch die Möglichkeit, ein Fallbeispiel per Referat im Seminar zu präsentieren. Einzelheiten werden in der konstituierenden Sitzung besprochen.
Literatur zur Einführung
- EKD (1965): Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des Deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn. Eine evangelische Denkschrift. (https://archiv.ekd.de/EKD-Texte/45952.html)
- Marx, Karl und Engels, Friedrich (1848): "Manifest der Kommunistischen Partei" in Marx Engels Werke (MEW), Band 4 (1972). Berlin: Dietz Verlag, S. 459-493.
- Marx, Karl (1844): „Zur Kritik der Hegel’schen Rechts-Philosophie. Einleitung“ in MEW, Band 1 (1976). Berlin: Dietz Verlag, S. 378-391.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-FS-EM Einführungsmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | ||
25-FS-GM Grundlagenmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | ||
36-PM3 Religion als gesellschaftliches Phänomen | Seminar 1 | Studieninformation | |
Seminar 2 | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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