Örtliche und zeitliche Arbeitsflexibilität ist eines der zentralen Versprechen in der aktuellen Debatte um die Digitalisierung von Arbeit. Der Ausbau digitaler Infrastrukturen erlaubt zunehmend ortsunabhängige Kommunikation mit Vorgesetzten und Kollegen sowie den örtlich flexiblen Zugang zu arbeitsbezogenen Daten und Informationen. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten, Arbeit orts- und zeitunabhängig zu gestalten. Bestehende Forschung verweist auf Chancen und Risiken digital ermöglichter Flexibilität sowohl für Arbeitgeber*innen als auch Arbeitnehmer*innen. Auf der einen Seite kann digital vermittelte Flexibilität Arbeitgeber*innen einen zunehmenden Zugriff auf die Arbeitskraft erlauben oder Zugehörigkeiten in der Arbeitswelt grundlegend verändern. Zum anderen wird digital vermittelte Flexibilität auch als Ressource für Beschäftigte beschrieben, um Arbeit und Privates besser zu vereinbaren.
Im Rahmen der Lehrforschung wird der Frage nach dem Zusammenspiel digitaler Infrastrukturen und gesellschaftlicher Institutionengefüge für die Realisierung von Flexibilitätsinteressen von Arbeitgeber*innen und/oder Arbeitnehmer*innen nachgegangen. Die gesellschaftliche Bewältigung dieser Flexibilitätsinteressen wird anhand der Intensität des orts- und zeitunabhängigen Zugriffs auf die Arbeitskraft in Form von digitaler Arbeitskommunikation und Teleheimarbeit und damit verbundenen Konsequenzen für Arbeitsbelastungen und Arbeitsressourcen sowie Vereinbarkeitskonflikte und Gesundheit untersucht. Ebenfalls thematisiert wird der vermittelnde Einfluss von wahrgenommenen Organisationskulturen und darin enthaltenen (digitalen) Verfügbarkeitserwartungen: Werden nationale Einflüsse vermittelt oder abgeschwächt? Des Weiteren wird nach geschlechts- und berufsspezifischen Ungleichheiten in der Ausgestaltung von digital vermittelter Flexibilität und nach Konsequenzen für geschlechtsspezifische Erwerbsmuster und Ungleichheitsstrukturen gefragt. Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen findet auch die COVID-19-Pandemie Berücksichtigung. Datengrundlage der Lehrforschung ist das European Social Survey Round 10 mit einem Modul zu digitaler Arbeitskommunikation und Teleheimarbeit. Im Rahmen dieser einsemestrigen Lehrforschung lernen die TeilnehmerInnen das Vorgehen quantitativer empirischer Sozialforschung kennen und durchzuführen. Dabei werden folgende Phasen des Forschungsprozesses zum Thema Verbreitung und Konsequenzen flexibler Arbeitsformen (z.B. für Vereinbarkeitskonflikte zwischen Berufs- und Privatleben, Gesundheit, soziale Unterstützung, Arbeitsbelastungen) exemplarisch durchgeführt: a) die Recherche und Aufbereitung von Literatur, b) die Entwicklung einer Forschungsfrage, c) die Aufbereitung und Analyse quantitativer Daten und d) die Präsentation und Diskussion der Ergebnisse in mündlicher und schriftlicher Form. Nach einem Einstieg zum Stand der Forschung (Theorie und Empirie) im Rahmen von 3 Sitzungen finden die Erarbeitung und empirische Umsetzung des Forschungsprojektes statt. Der Zwischenstand der Gruppenarbeit in den Forschungsprojekten wird immer wieder präsentiert und durch Feedback unterstützt.
1. Basiskenntnisse in quantitativen Methoden (lineare Regressionsmodelle)
2. Basiskenntnisse in Stata
3. Englischkenntnisse (da das Seminar auch auf Basis- und Ergänzungstexte in englischer Sprache zurückgreift)
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M7_LF1 Lehrforschung in Sozialstruktur und sozialer Ungleichheit | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
1. Regelmäßige Teilnahme
2. Lesen der Basistexte zu den theoretischen Grundlagen und Formulierung von 2 Fragen oder Statements zu den Texten (2 Sitzungen)
3. Aufbereitung der Verbreitung von digitaler Arbeitskommunikation und flexiblen Arbeiten in Ort und Zeit im Ländervergleich
4. Entwicklung und Präsentation von Forschungsfrage und Forschungshypothesen in Gruppenarbeit
5. Angeleitete Aufbereitung und Analyse quantitativer Daten des European Social Survey (Round 10) zur Beantwortung der Forschungsfrage in Gruppenarbeit sowie Präsentation der Ergebnisse
6. Erstellung des Lehrforschungsberichtes: Der Lehrforschungsbericht umfasst die Darstellung der Forschungsfrage, des theoretischen Rahmens, die Beschreibung des methodischen Vorgehens, die Ergebnispräsentation und eine abschließende Diskussion der Arbeit
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: