Wirtschaftswachstum ist eine Existenzfrage. Sie betrifft die Grundlagen unseres Sozialstaates, das globale Ökosystem und sie rührt an den Kern der kapitalistischen Produktionsweise. Ihre Brisanz wurde in der Finanzkrise deutlich, als die Bundesregierung auf den drohenden Zusammenbruch des ökonomischen Systems mit einem „Wachstumsbeschleunigunggesetz“ reagierte. Ständiges Wirtschaftswachstum aber stößt zweifelsfrei an ökologische Grenzen – und zunehmend auch an Grenzen der politischen Akzeptanz. Damit steht die Politik vor einem Dilemma:
Ohne ständiges exponentielles Wachstum, so die Befürchtung, droht die Bundesrepublik im globalen Wettbewerb zurückzufallen, die Chance der Vollbeschäftigung dauerhaft zu verlieren, die politische Loyalität der Bevölkerung und damit den sozialen Frieden aufs Spiel zu setzen. Zugleich verstärken und äußern sich aber auch die Ahnungen, dass das Wirtschaftswachstum schon wegen der endlichen Ressourcen nicht unendlich weitergehen kann, dass Vollbeschäftigung auch durch weiteres Wachstum nicht ohne weiteres gewährleistet werden kann und die Zufriedenheit der Menschen nicht nur an ständig wachsenden Konsum geknüpft ist.
Vor diesem Hintergrund widmet das Forum Offene Wissenschaft seine Veranstaltungsreihe im Sommersemester 2011, die dreißigste in seiner Geschichte, dem Thema: „Wachstum! - Ohne Alternative?“ Sie soll Gelegenheit geben, darüber nachzudenken, welche Kräfte das Wachstum in eine scheinbare Endlosspirale treiben, woher die Vorstellung der unbedingten Notwendigkeit von Wirtschaftswachstum kommt und wie sich dieses zum natürlichen Wachstum in der Evolution verhält. Erörtert wird, ob ständiges Wachstum als Voraussetzung und Ziel für das kapitalistische Wirtschaftssystem unverzichtbar ist, ob Wohlstand zu recht am Wachstum des Bruttoinlandprodukts gemessen wird und welche unterschiedliche Bedeutung Wachstum in den verschiedenen Weltregionen hat. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Frage nach den Alternativen, nach der Möglichkeit einer „Postwachstumsökonomie“ durch andere wirtschaftliche Anreize, durch andere Verteilung der Arbeit, andere Lebensweisen und nach den Voraussetzungen, die dafür auch in der Mentalität der Menschen, ihren Vorstellungen vom Glück, ihren Einstellungen zu Arbeit und Konsum entstehen müssen.
Die dazu eingeladenen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachgebieten kommen etwa zur Hälfte aus der Universität Bielefeld, zur anderen aus auswärtigen Hochschulen und Einrichtungen. Das Forum Offene Wissenschaft wird von einer fächerübergreifenden Arbeitsgruppe aus der Universität organisiert und verfolgt mit dieser Veranstaltung wie immer das Ziel, ein wissenschaftlich, politisch und kulturell gleichermaßen wichtiges Thema aus der Sicht verschiedener Disziplinen und Problemaspekte zu beleuchten und damit ein die Fächer und Sparten übergreifendes Gespräch anzuregen. Es wendet sich sowohl an Studierende aus allen Fächern und Semestern wie an interessierte Bürgerinnen und Bürger der Stadt und Umgebung. Den Eröffnungsvortrag hält Ulrich Pfister, Professor für wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Münster.
04.04. Was ist und woher kommt das moderne Wirtschaftswachstum?
Prof. Dr. Ulrich Pfister, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Münster
11.04. Wachstum und Wachstumskorrekturen in der Natur – Evolution
Prof. Dr. Klaus Reinhold, Evolutionsbiologie, Universität Bielefeld
18.04. Perspektiven für „Alternatives Wachstum“
Prof. Dr. Herbert Schui, Volkswirtschaftslehre, Universität für Wirtschaft und Politik Hamburg
02.05. Verschiedene Weltregionen - Verschiedene Sichten auf Wachstum
Friedel Hütz-Adams, Globalisierung und Entwicklung, Institut Südwind, Siegburg
09.05. Wie kann man Wohlstand messen? – Zur Problematik des BIP
Prof. Dr. Joachim Frohn, Wirtschaftsforschung, Universität Bielefeld
16.05. Ist Wachstum die Bedingung für Vollbeschäftigung?
Wilfried Kurtzke, IG Metall Vorstand, Frankfurt
23.05. Glück versus Konsum. Ist die Kritik am Hedonismus berechtigt?
Prof. Dr. Kirsten Meyer, Philosophie, Humboldt-Universität Berlin
30.05. Wachstum: Alternativen im Kapitalismus oder zum Kapitalismus? Ein Disput
Prof. Dr. Andreas Fisahn, Rechtswissenschaften, Universität Bielefeld
Prof. Dr. Angelika Zahrnt, Ehrenvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz, Neckargemünd
06.06. Ist Wirtschaftswachstum eine notwendige Folge von Bevölkerungswachstum?
Prof. Dr. Ralf Ulrich, Bevölkerungs- und Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld
20.06. Spuren des Zukünftigen im Gegenwärtigen – Anzeichen und Keime einer neuen Lebensweise ohne Wachstum
Heike Holdinghausen, Journalistin, Berlin
Annette Jensen, Journalistin, Berlin
27.06. Umdenken tut not – Wie lässt es sich fördern? Podiumsdiskussion
Prof. Dr. Sebastian Bamberg, Sozialwesen, FH Bielefeld
Prof. Dr. Reinhold Hedtke, Wirtschaftssoziologie, Universität Bielefeld
Dipl. Psych. Otto Herz, Pädagogik
Moderation: Prof. Dr. Ludwig Huber, Erziehungswissenschaft, Universität Bielefeld
04.07. Wirtschaft ohne Wachstum: Die Postwachstumsökonomie
Prof. Dr. Niko Paech, Wirtschaftliche Nachhaltigkeitsforschung, Universität Oldenburg
11.07. Vor-, Nach- und Querdenker, oder: Wir alle haben eine Aufgabe bei der Überwindung des Wachstumsdenkens
Prof. Dr. Peter Finke, Wissenschaftstheorie, Universität Bielefeld
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Erziehungswissenschaft GHR / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2011) | 2 | aktive Teilnahme | ||||
Erziehungswissenschaft GymGe / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2011) | 2 | aktive Teilnahme | ||||
Erziehungswissenschaft (Kernfach) / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kernfach | 2 | aktive Teilnahme | |||
Erziehungswissenschaft (Nebenfach) / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | 2 | aktive Teilnahme | |||
FORUM OFFENE WISSENSCHAFT | 2 | aktive Teilnahme | |||||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) |
Das Forum Offene Wissenschaft wird von einer fächerübergreifenden Arbeitsgruppe aus der Universität organisiert und verfolgt mit dieser Ringveranstaltung wie immer das Ziel, ein wissenschaftlich, politisch und kulturell gleichermaßen wichtiges Thema aus der Sicht verschiedener Disziplinen und/oder Berufe zu beleuchten und damit ein die Fächer und Sparten übergreifendes Nachdenken und Gespräch zu stimulieren. Es wendet sich sowohl an Studierende aus allen Fächern und Semestern wie an interessierte Bürgerinnen und Bürger der Stadt und Umgebung. Für regelmäßige Anwesenheit, Beteiligung an der Diskussion und Ablieferung eines ausführlichen Protokolls mindestens einer Veranstaltung können Studierende 2 LP erwerben (anrechenbar als individuelle Zusatzleistung).
Anforderungen an das Protokoll in der Ringvorlesung des Forum Offene Wissenschaft:
1. Form
Das Protokoll sollte einen Umfang von 4-6 Seiten in Schreibmaschinenschrift, 1,5 zeilig, 12 p-Schrift, Rand links 4, rechts 2 cm.
Dazu kommt ein Deckblatt mit Name, Matr-Nr., Thema der Veranstaltung, Referent und Datum.
Das Protokoll ist in ganzen Sätzen zu formulieren.
2. Inhalt
Das Protokoll enthält drei Teile:
Erstens eine Einleitung mit dem Thema und einer Fragestellung, die der/die Protokollant/in gegebenenfalls selbst entwickeln muss.
Zweitens die Zusammenfassung der wesentlichen Thesen und Begründungen des Vortrages. Das Protokoll entspricht nicht den Anforderungen, wenn nur die Folien des Referenten abgeschrieben werden.
Drittens eine Stellungnahme zu diesen Thesen, in denen eine persönliche Meinung vorgetragen und begründet wird. Diese geht über eine Zustimmung zu den Thesen hinaus.
Die Veranstaltung, die protokolliert wird ist frei wählbar. Das Protokoll ist spätestens zwei Wochen nach der Veranstaltung per mail zu senden an: forum@uni-bielefeld.de