Cyborgs, Designerbabies, Klone – die Manipulation der Zeugung von Menschen mittels Naturwissenschaft und Technik ist keinesfalls erst eine Idee unserer technologisierten Gegenwart. Menschliches Leben ohne Sexualität und körperliche Vorgänge zu erzeugen, ist vielmehr ein uralter Menschentraum, von dem schon die Mythologie erzählt. Moderne literarische Beispiele wie Mary Shelleys Frankenstein oder der moderne Prometheus, Goethes ‚Homunkulus’ oder Aldous Huxleys Schöne neue Welt sind als immer wiederkehrende Stoffe und Motive in Geschichten, die von der (Re)Produktion menschlichen Lebens erzählen, in die Populärkultur eingegangen. Dabei fällt bei den generativen Prozessen – Zeugung, Fortpflanzung sowie Aufziehen und Pflege von Nachwuchs, Kranken und Alten – der Körper besonders ins Gewicht. Im Bereich der Reproduktion treten Geschlechterdifferenzen unübersehbar deutlich hervor. Wenn es in der aktuellen Biomedizin um Reproduktionstechnologien, Genforschung und Therapierbarkeit gesundheitlicher Faktoren geht, sind Frauen und Männer von den einzelnen Maßnahmen sehr häufig unterschiedlich betroffen. Gleichzeitig ist die ‚Gendermedizin‘ ein Bereich der Humanmedizin, der erst allmählich im Entstehen begriffen ist. Im Seminar soll es um die kulturgeschichtliche Beleuchtung der Idee vom ‚künstlichen Menschen‘ aus einem geschlechterkritischen Blickwinkel gehen. Nach einem kurzen Überblick über Beispiele aus der frühen Mythologie und ihrem Echo in der Weltliteratur (Prometheus, Pygmalion, Pandora, Homunkulus, Golem etc.) wird das Seminar sich ausgewählten Theaterstücken der Gegenwart widmen die aktuelle Entwicklungen in der Biomedizin wie Fortpflanzungstechnologien, Leihmutterschaft, Genforschung, Klonen etc. thematisieren. Dabei werden vor allem zwei Dinge auffallen, die für die Gender Studies von besonderem Interesse sind: 1. Das Theater arbeitet wie kaum eine andere Kunstform mit dem (geschlechtlich codierten) Körper. 2. Theaterstücke wie Rolf Hochhuths „Unbefleckte Empfängnis“, Carl Djerassis „Unbefleckt. Sex im Zeitalter der Reproduzierbarkeit“, Caryl Churchills/Falk Richters „Kopien“, Tatjana Reses „Blueprint. Duett für einen Zwilling“ und Igor Bauersimas „futur de luxe“ thematisieren aktuelle biomedizinische Entwicklungen im Rahmen von Familiengeschichten – also Familiendramen. Ob und inwiefern dies genau damit zusammenhängt, dass die soziale Bedeutung der neuen biomedizinischen Entwicklungen gerade im Kontext von Geschlechterverhältnissen, zwischenmenschlichen Beziehungen und Familienstrukturen sichtbar wird, und ob und inwiefern gerade das Theater einen Beitrag zu den aktuellen Bioethik- und Genderdebatten leisten kann, soll ein Ansatzpunkt der Auseinandersetzung sein. – Auf der Grundlage von Judith Butlers u.a. Gendertheorien soll gefragt werden: Wie zeigen gerade Theaterstücke über Biomedizin die Performativität und Inszenierung von Geschlecht? Welche Vorstellungen und Modelle von Weiblichkeit und Männlichkeit sind den Dramen inhärent? Und legen die Dramentexte (und/oder ihre Umsetzung in der Inszenierung) Transgressionen und Störungen von Geschlechternormen und modellen nahe?
Zur Einführung: Jenny Schrödl: Gender Performance. In:Erika Fischer-Lichte/Doris Kolesch/Matthias Warstat (Hrsg.): Metzler Lexikon Theatertheorie. Stuttgart/Weimar 2005, S. 125-127; Elisabeth Frenzel: Der künstliche Mensch. In: Motive der Weltliteratur. Stuttgart 2008, S. 501-512.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M26 Fachmodul Geschlechterforschung und Geschlechterverhältnisse | Einführung (Seminar 1) | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefung (Seminar 2) | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Gender Studies / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | ||||||
Geschlechterforschung in der Lehre | |||||||
Kulturseminare | |||||||
Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Fachmodul (FM) Geschl | Wahl | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | |
Sozialwissenschaften / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Fachmodul (FM) Geschl | Wahl | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | |
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2008) | Fachmodul 19.8 | Wahl | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) | ||
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Fachmodul (FM) Geschl | Wahl | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | ||
Sozialwissenschaften GymGe Fortsetzung BA-Nebenfach / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2008) | Fachmodul 19.8 | Wahl | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) | ||
Soziologie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | SpeSoz2.a | Wahlpflicht | 3 | ||
Soziologie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Fachmodul (FM) Geschl | Wahl | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | |
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