Im Verlauf der letzten drei Jahrzehnte hat sich in der französischen Filmlandschaft unter der Bezeichnung „Cinéma oder film de banlieue“ ein neues Genre etabliert, das in seiner Ausprägung einzigartig und – wie der Name es bereits andeutet – eng an die spezielle topographische ebenso wie gesellschaftlich-soziale Situation der französischen Vorstädte rückgebunden ist. Nach einigen frühen Vorläufern in den achtziger Jahren, in denen erstmals die Peripherie der großen französischen Metropolen wie Paris, Lyon oder auch Marseille zum Handlungsort gemacht und explizit das Leben in diesen Trabantenstädten beschrieben wurde, erlebt das Genre seinen Durchbruch und endgültige Anerkennung mit dem Film „La Haine“ (1995) des Regisseurs Mathieu Kassowitz. Rund um diesen Film entsteht in den Folgejahren eine ganze Reihe weiterer Filme, die unter dem Label „films de banlieue“ zu subsumieren sind – gleichzeitig entwickelt sich eine Art filmischer Kanon, der diese Werke untereinander verbindet und zentrale Genre-Markierungen setzt. Mit Beginn der Nuller Jahre lässt sich eine interessante Verschiebung beobachten: während sich weibliche Protagonisten in den frühen Filmen eher am Rande der Handlung wiederfinden und auf Rollen wie Schwestern, Mütter oder Nachbarinnen reduziert werden, geraten sie nun zunehmend in den Fokus der Handlung, wodurch sich automatisch auch Themenspektrum und Darstellungsweise des Genres verändern.
Im Rahmen des Seminars werden wir uns daher sowohl den Klassikern und den frühen Banlieue-Filmen zuwenden als auch einen analytischen Blick auf die Produktionen der letzten Jahre und die mit diesen einhergehenden inhaltlichen und formalen Veränderungen werfen. Grundlagen der Filmanalyse werden dabei ebenso thematisiert und zur Anwendung gebracht wie die soziokulturellen und gesellschaftspolitischen Kontexte, innerhalb derer die Filme entstanden sind und über die sie nachdenken.
Da aufgrund der Aktualität der Filme und ihrer zielgruppenspezifischen Ausrichtung sehr häufig keine fremdsprachig untertitelten und schon gar keine synchronisierten Versionen existieren, setzt die Teilnahme am Seminar gute bis sehr gute Kenntnisse der französischen Sprache voraus (die Basis sollte ein solides B1-Niveau sein).
Die Filme selbst werden wir im zweiwöchentlichen Turnus gemeinsam im Seminar anschauen und diskutieren.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-LIT-LitP2 Vergleichende Literaturwissenschaft | Literatur, Künste, Medien | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar mit Lektüreschwerpunkt | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
23-ROM-B4 Profilmodul Kultur- und Medienwissenschaft | Kulturelle Grundlagen sprachlicher und literarischer Kommunikation | Studienleistung
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Studieninformation |
Medientechniken und -praktiken in Geschichte und Gegenwart | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Voraussetzung zur Vergabe einer Studienleistung ist eine regelmäßige und aktive Teilnahme, zu der auch die Übernahme eines Referates oder eines Protokolls sowie die Mitarbeit an verschiedenen Gruppenarbeitsphasen gehört. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, eine modulbezogene benotete Einzelleistung (Hausarbeit, Portfolio, mündliche Prüfung) zu erbringen.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: