„Die Strafe bezieht sich auf eine Handlung. Die Vollzugstechnik bezieht sich auf ein Leben.“
„[Das Gefängnis] hat die gewaltigste Maschine zu sein, um dem verkommenden Individuum eine
neue Form einzuprägen. Sein Vorgehen ist der Zwang einer totalen Erziehung[…]“
- Michel Foucault
Im deutschen Strafvollzugsgesetz wird Resozialisierung als explizites Vollzugsziel benannt, woraus
sich ein gesetzlicher Auftrag zur (Zwangs-)Erziehung ableitet. Obgleich Strafen in der Pädagogik
schon lange nicht mehr als taugliches Mittel der Erziehung betrachtet wird, hält die Gesellschaft am
Prinzip der Strafe fest, verbannt sie jedoch gleichzeitig (weitestgehend) in die Parallelgesellschaft
des Gefängnis. So wenig homogen wie jene Gesellschaft aus der die InsassInnen temporär
herausgezogen werden, so heterogen ist auch die Gefangenengesellschaft. Zwar setzt sie sich in
weiten Teilen aus ökonomisch schwachen Personen zusammen, doch auch diese sind divers und
erleben die „totale Erziehung“ und deren Folgen – was auch und besonders psychische
Erkrankungen bzw. „Haftschäden“ bedeutet – sehr unterschiedlich. Zudem werden durch die
Inhaftierung gesellschaftliche Trennungslinien, an denen sich Ungleichheit, Diskriminierung und
Ausgrenzung bildet, nicht aufgehoben, sondern verschärft. Gerade für Menschen die ohnehin (nicht
nur ökonomisch) marginalisiert sind, kann dies drastische Folgen haben. Die Kategorien race, class
und gender sind omnipräsent, Teil des Kontrollsystems und werden innerhalb der
Gefangenengesellschaft zum Teil zur unüberbrückbaren Differenz erhoben, mit der Ausbeutung und
Unterdrückung innerhalb der Gemeinschaft zu Erziehender gerechtfertigt wird – oftmals unter den
Augen der „Paid Prisoner“, der Wachen die für eben diese Erziehung zu einem großen Teil
verantwortlich sein sollen.
Im Seminar sollen die allgemeinen Auswirkungen der totalen Institution Gefängnis auf das
Individuum verständlich gemacht werden, sowie die Diversität der Gefangenengesellschaft (z.B.
anhand von Nationalitäten, Hautfarbe, sexuelle Orientierung, sexuelle Identität, Alter und Kapital)
und wie das Gefängnis auf verschiedene Gruppen unterschiedlich wirkt, anschaulich werden. Hinzu
kommt der Blick auf die WärterInnen, die mit ihren Objekten der Kontrolle oft mehr gemeinsam
haben, als sie trennt.
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/studium-und-lehre/einrichtungen/bie/faq-stundenplan/
Interesse am System des Strafvollzugs, Strafen als gesellschaftlicher Praxis, Genese und Umgang mit Kriminalität, ökonomische und soziale Ungleichheiten.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-BE-IndiErg2_a IndiErg: Differenz und Heterogenität | E1: Heterogene Lebenslagen | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E3: Heterogene Lebenslagen oder Personen- und gruppenbezogene Differenzkonstruktionen | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-BE11 Abschlussmodul | E1: Seminar | Studienleistung
|
Studieninformation |
25-BE6 Heterogene Lebenslagen | E1: Theorie und Empirie heterogener Lebenslagen | Studienleistung
|
Studieninformation |
25-BiWi12 Differenz und Heterogenität (Grundschule) | E1: Heterogene und differenzbedingte Lebenswelten | Studienleistung
|
Studieninformation |
- | unbenotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
25-BiWi6_a Differenz und Heterogenität | E1: Heterogene und differenzbedingte Lebenswelten | Studienleistung
|
Studieninformation |
25-UFP-P4 Individuelle Profilbildung: Differenz, Heterogenität und Inklusion | E1: Heterogene Lebenslagen | Studienleistung
|
Studieninformation |
30-MGS-3_ver1 Hauptmodul 2: Sozialisation und Bildung | Seminar 1 | Studienleistung
|
Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Aktive Einarbeitung in Literatur (wird online bzw. in der Bibliothek zur Verfügung gestellt), aktive Teilnahme, Bereitschaft eine Präsentation zu gestalten.