230154 Altfranzösisch (S) (WiSe 2018/2019)

Das Altfranzösische bietet vielfältige Aspekte zur linguistischen Analyse, von Grammatkbeschreibung über Sozio- und Varietätenlinguistik bis hin zur Medienlinguistik und kulturwissenschaftichen Linguistik:

Zwischen Latein und modernem Französisch treffen wir im Altfranzösischen auf ein Sprachsystem, das sprachtypologisch betrachtet zahlreiche interessante Übergangsformen aufweist: vom synthetischen zum analytischen Sprachbau; von einer postdeterminierten zu einer prädeterminierten Morphosyntax; von freier Wortstellung mit Tendenz zu SOV zu fester Wortstellung SVO usw.

Sozio- und varietätenlinguistisch betrachtet erweist sich das Altfranzösische als wissenschaftliches Konstrukt, das nach Texttypen, Kommunikationsformen und deren jeweiliger sozio-kultureller Einbettung im Alltag/Festtag der Sprachnutzer zu differenzieren ist, sich v.a. aber auch aus einer Vielzahl regionaler Ausprägungen zusammensetzt.

Und schließlich stellt das Altfranzösische den kulturhistorisch spannenden Fall des Übergangs einer Gesellschaft von Mündlichkeit zu Schriftlichkeit in medialer, konzeptioneller und kultureller Hinsicht dar.

Im Seminar werden wir uns anhand der genauen Analyse der ältesten überlieferten Schriftzeugnisse des mittelalterlichen Französisch all diesen Themen widmen.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Dringend empfohlen ist das vollständig absolvierte Basismodul Sprachwissenschaft.

Literaturangaben

Voretzsch, Karl / Rohlfs, Gerhard (1966): Einführung in das Studium der altfranzösischen Sprache - 9., unveränd. Aufl.
Tübingen : Niemeyer, 1966. - (Sammlung kurzer Lehrbücher der Romanischen Sprachen und Literaturen ; 1)
UB: FB 15 NI338.00 V953(9) -> Darin: Vierter Teil, II Formenstand