THEORETISCHER UND METHODISCHER RAHMEN
Die Erforschung urbanen Lebens hat in der Soziologie eine große Tradition (Park, Simmel, Whyte, Goffman, Lofland, Lindner). Die Veranstaltung knüpft daran an und macht die Aneignung heutiger urbaner Räume zum Gegenstand. Sie wird den Studierenden Gelegenheit geben, innerhalb dieses gemeinsamen Forschungsfeldes eine eigene Fragestellung zu erarbeiten und sich vor allem mit verschiedenen Methoden auseinanderzusetzen. Welches soziale Leben ermöglichen städtische Räume, welches verhindern sie und wo erobern sich soziale Gruppen ihre eigenen Orte in der Stadt? Welche neuen Formen der Aneignung öffentlichen Raumes gibt es und wie verändern sie die Stadt? Wem ‚gehört‘ die Stadt? Welche sozialen Gruppen halten sich wo auf und was tun sie dort? Wie interagieren sie miteinander?
Dabei soll die Vielfalt der methodischen Möglichkeiten, urbanes Leben zu erforschen, im Zentrum stehen. Wie untersucht man solche Formationen? Wo ist teilnehmende Beobachtung möglich, wo führt man ethnographische Interviews, wo sammelt man Artefakte und Texte, wo kann man filmen? Wann und wo kann oder muss man verschiedene Methoden miteinander kombinieren? Welche Aussagen über das Feld erzeugen die verschiedenen Methoden? Wie mobil und wie flexibel muss ein/e Forscher/in heute sein? Die Veranstaltung konzentriert sich auf ethnographische Verfahren.
LEHRMETHODE
Nach theoretischer und methodischer Einführung in das Thema folgt die eigenständige Arbeit der Studierenden in kleinen Gruppen mit fortlaufender methodischer Supervision und methodologischer Begleitung. Die Veranstaltung zielt darauf, empirisches Material mit methodologischen Fragen und theoretischen Bezügen zu verbinden. Die Lehrforschung ist als Forschungswerkstatt konzipiert, das heißt, die Teilnehmenden bilden eine Interpretationsgruppe, die gemeinsam voranschreitet. Die Teilnehmenden verpflichten sich zu Vor- und Nachbereitung der Sitzungen, darüber hinaus zu regelmäßiger Teilnahme (was auch bedeutet, dass man sich für Abwesenheit entschuldigt).
THEMEN FÜR DIE VERANSTALTUNG UND FÜR STUDENTISCHE PROJEKTE
Raum und „räumliche Ordnung“ der Gesellschaft (Simmel) ÷ Rolle von Funktions- und Amtsträgern ÷ Verordnungen und Verbote ÷ „civil inattention“ (Goffman) ÷ öde Orte ÷ Nicht-Orte (Augé) ÷ Anonymität ÷ Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit ÷ Kommunikation unter Bekannten/Unbekannten ÷ Zutritte und Zutrittsbeschränkungen ÷ Bühnen, Zwischen- und Rückzugsräume ÷ Interaktion in temporären Gemeinschaften ÷ Fremde und Passanten ÷ Straßen und Plätze, Parks ÷ Quartiere ÷ halböffentliche Räume (Theater, Museen) ÷ Ladengalerien und Malls ÷ Straßenfeste ÷ Biergärten ÷ Spiel- und Bolzplätze ÷ Halfpipes und Streetballcourts ÷ Jugendcliquen und das „Rumhängen“ ÷ Nischen und Passagen ÷ Mobilitätsschleusen (Bahnhöfe, U-Bahn-Stationen, die Halle) ÷ Obdachlose und Bettler ÷ amtliche und nicht-amtliche „Ordnungshüter“ ÷ Szenen und ihre Aktionen (Graffiti) ÷ „lange“ Nächte ÷ Flashmobs ÷ …
Büscher, Monika/John Urry/Katian Witchger (Hrsg.), Mobile Methods. London: Routledge, 2011.
Goffman, Erving, Behavior in Public Places. Notes on the Social Organization of Gatherings. New York: The Free Press, 1963.
Goffman, Erving, Relations in Public. Microstudies of the Public Order. New York: Basic Books, 1971.
Lindner, Rolf, Walks on the Wild Side. Eine Geschichte der Stadtforschung. Frankfurt: Campus, 2004.
Lofland, Lyn H., A World of Strangers. Order and Action in Urban Public Space. New York: Basic Books, 1973.
Mitchell, William J., E-topia: “Urban Life, Jim—But Not as We Know it”. Cambridge, MA: MIT Press, 1999.
Whyte, William H., The Social Life of Small Urban Spaces. Washington, D.C.: The Conservation Foundation, 1980.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
---|
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
---|---|---|---|
30-M-Soz-M3_LF2 Lehrforschung in Soziologische Methoden | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Studienleistung
|
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: