250185 Pädagogische Diagnostik - Fallverstehen in der Jugendhilfe (BS) (SoSe 2010)

Bei der Entscheidung für oder gegen eine spezielle Hilfe bleibt bei vielen Fachkräften eine grundlegende Unsicherheit zurück. Die Frage, die z. B. im Alltag eines freien Trägers und eines Jugendamtes beharrlich auftaucht: "Wie muss eine angemessene Hilfestellung beschaffen sein?", erfordert immer wieder aufs Neue, dass man sich mit der Spezifik des Einzelfalles auseinandersetzen muss. Patentlösungen gibt es nicht, Faustformeln verheißen eine allenfalls trügerische Sicherheit.

Die "Pädagogische Diagnostik" ist ein in der Praxis erprobtes Verfahren, das die Frage nach einer angemessenen Hilfestellung auf eine neuartige Weise beantwortet. Das Seminar vermittelt einen fundierten Einblick, wie ein zeitgemäßes "Fallverstehen" in pädagogischen Handlungsfeldern aussehen kann. Gestützt auf Methoden der qualitativen Sozialforschung ist es möglich, die verborgenen Muster der Lebensbewältigung eines Individuums sichtbar zu machen, einen Fall zu verstehen, und daraus eine abgesicherte Interventionsstrategie zu entwickeln. Das Seminar führt in die Bausteine des Verfahrens ein.

Inhalte:
•Was verrät eine Biografie über das Leben, von dem sie berichtet?
•Grundlagen der Datenerhebung: Das biografische (narrative) Interview und andere Handlungsprotokolle.
•Der Weg von der Deutung zur Diagnose (Die Fallrekonstruktion auf der Grundlage der Objektiven Hermeneutik)
•Bearbeitung von Fallbeispielen (aus dem Bereich erzieherischer Hilfen)

Anhand der Fallbeispiele werden die einzelnen Schritte des Diagnoseprozesses, der zum Verständnis der individuellen Entwicklungsproblematik führt und schließlich in eine abgesicherte Interventionsstrategie einmündet, vorgestellt und erprobt.