„I see no absolute Necessity why any Language would be perpetually changing“
(Jonathan Swift 1712)
Wie damals gibt es auch heute genug Menschen, denen es lieber wäre, wenn ihre Sprache unverändert und von allen ‚richtig‘ verwendet würde – und dennoch lässt sich Sprachwandel nicht aufhalten. Aber warum ist das so? Warum haben sich über 6000 verschiedene Sprachen entwickelt? Warum sprechen wir nicht einfach alle eine Sprache? Und warum gibt es noch dazu so viele verschieden Varianten einer Sprache – regionale, soziale, individuelle… Was unterscheidet sie? Was kann sich eigentlich alles in einer Sprache ändern, sind die Möglichkeiten unbegrenzt? Gibt es ‚guten‘ und ‚schlechten‘ Sprachwandel? Ändern sich Sprachen eigentlich nur, weil sie in Kontakt mit anderen Sprachen geraten? Die letzte dieser Fragen kann man ganz leicht und sofort beantworten: Alle Sprachen ändern sich, und zwar kontinuierlich. Und weil das so ist, gibt es heute so viele Sprachen.
Im Rahmen dieses Seminars soll es zum einen darum gehen, das nötige Handwerkszeug für eine Untersuchung von Sprachwandel zu erlernen. Anhand von Fallbeispielen und Datensets aus verschiedensten Sprachen und Regionen werden wir uns Sprachwandel auf allen Ebenen der Grammatik anschauen und diesen beschreiben lernen. Darüberhinaus werden wir uns aber auch mit den soziokulturellen Kontexten von Sprachwandel beschäftigen, und uns bestimmte Situationen genauer anschauen. Beispiele hier sind die Entstehung von Pidgin und Kreolsprachen, Sprachwandel im Kontext von bedrohten Sprachen, oder Studien zu Situationen stabiler Mehrsprachigkeit.
Ziele der Lehrveranstaltung:
Am Ende des Seminars werden Sie in der Lage sein
zu verstehen, warum und wie Sprachen sich ändern;
Methoden zur Beschreibung von Sprachwandel und Rekonstruktion früherer Sprachstufen anwenden zu können;
Sprachwandel mit soziokulturellen Faktoren in Beziehung setzen zu können;
Aussagen über Sprachwandel im Alltag kritisch zu reflektieren;
individuelle Variation und Kreativität im Sprachgebrauch wertzuschätzen.
Vorraussetzungen:
Grundlagenwissen in Phonetik, Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik und Pragmatik.
Zitat aus:
Swift, Jonathan. 2005 [1712]. A Proposal for Correcting, Improving and Ascertaining the English Tongue. Ebook. Adelaide: The University of Adelaide Library. Available online at http://ebooks.adelaide.edu.au/s/swift/jonathan/s97p (letzter Zugriff 29. August 2013)
Verpflichtende Lektüre sind Kapitel aus:
Crowley, Terry und Claire Bowern. 2010. An Introduction to Historical Linguistics. Vierte Auflage. Oxford: Oxford University Press.
Weitere Texte werden online zur Verfügung gestellt.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Klinische Linguistik / Master | (Einschreibung ab WiSe 09/10) | MKLI6 | |||||
Linguistik: Kommunikation, Kognition und Sprachtechnologie / Master | (Einschreibung bis WiSe 19/20) | 23-LIN-MaDY | 3 |
Für Studienleistung/aktive Teilnahme:
Regelmäßige und aktive Teilnahme an den Seminarsitzungen und Diskussionen
Lesen und kritische Auseinandersetzung der Lektüre
Bearbeitung von Übungen (Analyse von Datensets verschiedener Sprachen, meist innerhalb der Sitzungen)
Referat zu einer Fallstudie oder einem thematischen Aspekt
Für eine veranstaltungsübergreifende Modulprüfung:
Hausarbeit (15 Seiten Ausarbeitung des Referats) oder mündliche Prüfung (30 min) – Thema nach Absprache, abhängig davon, welche anderen Veranstaltungen dieses Moduls besucht wurden.