220032 Lesarten der Ökonomie (S) (WiSe 2009/2010)

Wirtschaft und Ökonomie sind in Zeiten ökonomischer Krise in aller Munde. In den letzten Dekaden des Neoliberalismus, in Zeiten der Selbstvermarktung, von Human Capital und des Self-Government wurden viele Aspekte gesellschaftlichen Lebens dem Primat der Wirtschaft und der Nationalökonomie unterworfen. Versteht man allgemein unter Ökonomie Wirtschaft bzw. Nationalwirtschaft im engeren Sinne, so wollen wir uns mit Texten befassen, die die Bedeutung des Begriffes Ökonomie erweitern. Die Lektüre umfasst einleitend klassische Texte zur Bedeutung der Ökonomie – des Oikes – und des „Haushaltswesen“, Texte von Marcel Mauss zur Gabe im ethnologisch-anthropologischen Sinne einer „Ökonomie“ des Gebens und Nehmens, Texte zu verschiedenen Lesarten von social und moral economy (Daston, E. P. Thompson, Powelson, Perry) und Texte zur „Menschenökonomie“ und zur Bioeconomy. Schließlich sollen Texte zur Rhetoric of Economics (McCloskey) gelesen werden, um den Begriff der „Ökonomie“ abschließend kritisch zu diskutieren.

Literaturangaben

Der Begriff Ökonomie-Wirtschaft in Geschichtliche Grundbegriffe; Otto Brunner, Das „ganze Haus“ und die alteuropäische „Ökonomik“, in: ders., Neue Wege zur Sozialgeschichte. Vorträge und Aufsätze, Göttingen 1956; Lorraine Daston, The Moral Economy of Science, in: Osiris 10 (1995), S. 2-24.