230152 Um 1650: Der frühneuzeitliche Schelmenroman. Grimmelshausen: 'Simplicius Simplicissimus' (S) (SoSe 2023)

Grimmelshausens 'Simplicissimus Teutsch' ist nicht nur ein herausragender Vertreter der europaweit erfolgreichen Gattung des Schelmenromans; er darf auch als ein Roman gelten, der wie wenige andere ein Bild seiner Epoche (oder zumindest der deutschen Länder seiner Zeit) zeichnet. Der 'Simplicissimus' erzählt aus der Ich-Perspektive die Vita des Protagonisten, der sich (überwiegend) im deutschen Sprachraum mal schlecht, mal recht durchs Leben schlägt; in seinen Lebensstationen entfaltet sich ein Panorama (vor allem, aber nicht nur) des 30jährigen Krieges.

Im Seminar wollen wir uns dem umfangreichen Roman in erster Linie in sozial-, mentalitäts- und kulturgeschichtlichen Perspektiven nähern (die Gräuel des 30jährigen Krieges, der barocke Diskurs um Schein und Sein, Weltflucht und Weltsucht, Zeichen in der Welt, die Zurichtung des Subjekts durch disziplinierende Prozeduren). Unbedingt berücksichtigt werden müssen aber auch die poetologischen Passagen, in denen Grimmelshausen ein implizites Programm seines Erzählens entwirft; und in narratologischer Hinsicht bietet der Roman Gelegenheit, sich mit erzähltheoretischen Grundbegriffen vertraut zu machen.

Literaturangaben

Textgrundlage (bitte anschaffen):

Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen: Simplicissimus Teutsch. Hg. von Dieter Breuer. (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 2) Frankfurt a.M. 2005.