Der Übergang von allgemeinbildenden Schule in eine Berufsausbildung lässt sich nicht nur als widersprüchlich, sondern im Zugang zur Berufsausbildung auch als hochgradig sozial selektiv darstellen, was charakteristisch für das deutsche allgemeine Schulwesen sei (Christe 2020: 617). Widersprüche und hohe soziale Selektivität verdichten sich, wenn es um die berufliche Bildung benachteiligter Jugendlicher geht. Stefan Wellgraf (2012) hat dies -mit Blick auf Hauptschüler*innen- als „gesellschaftliche Produktion von Verachtung“ bezeichnet. ‚Verachtungsprozesse‘ lassen sich mit Blick auf die Ursprünge des Übergangssystems und die „Jugendberufshilfe“, sowohl historisch nachzeichnen, wie auch aktuell und im Denken in „Humankapital“ sich diese auf nahezu alle Jugendlichen im „Übergang“ ausdehnen: Die „gesellschaftliche Produktion von Verachtung“ nimmt dabei verschiedene und verschiedenste Facetten ein: „als verweigerte Anerkennung, als klassenbedingte Abstufung, als Demütigung in der Schule und bei der Suche nach einem Arbeitsplatz, als medialer Stigmatisierungsprozess, als impliziter oder expliziter Vorwurf im Familienkontext sowie anhand von Formen öffentlicher Anschuldigung. Die gesellschaftliche Verachtung von Hauptschülern funktioniert auf eine so alltägliche und scheinbar selbstverständliche Weise, dass sie selbst von denjenigen unbewusst fortgeschrieben wird, die den Schülern versuchen zu helfen oder die Situation an den Schulen zu verbessern. So lassen sich auch bei den Schülern wohlgesinnten Sozialarbeitern negative Bewertungen von Hauptschülern beobachten. Und der Versuch von Hauptschulpädagogen, die Disziplinarprobleme an Hauptschulen durch ein »hartes Durchgreifen« in den Griff zu bekommen, basiert selbst wiederum auf negativen Zuschreibungen und wird mithilfe demütigender Strafmaßnahmen durchgesetzt“ (Wellgraf 2012, S. 303). Auf Grundlage ausgewählter Texte, wird es im Seminar darum gehen, in historischer Rezeption die Grundlagen, diskursiven Ansprüche und aktuellen Herausforderungen rund um die Jugendberufshilfe als „Übergangssystem“ zu entdecken. Ziel ist es einen Bogen zur kritisch-systematischen Auseinandersetzung mit Jugendberufshilfe als (sozial-)pädagogischem Handlungsfeld in ‚kapitalistischen Zeiten‘ zu schlagen und Herausforderungen im Kontext von sozialer Gerechtigkeit und Chancengleichheit abbilden zu können.
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/studium-und-lehre/einrichtungen/bie/faq-stundenplan/
Wellgraf, Stefan (2012): Hauptschüler. Zur gesellschaftlichen Produktion von Verachtung. transcript Verlag, Bielefeld
Pfahl, Lisa (2011): Techniken der Behinderung. Der deutsche Lernbehinderungsdiskurs, die Sonderschule und ihre Auswirkungen auf Bildungsbiografien. transcript Verlag, Bielefeld
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-BE-IndiErg1_a IndiErg: Organisation, Qualität und Beratung | E2: Professionelles Handeln und Qualität | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E3: Beratung und Organisationsentwicklung oder Professionelles Handeln und Qualität | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-BE11 Abschlussmodul | E1: Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
25-BE5 Professionelles Handeln und Qualität | E2: Qualität pädagogischer Organisation | Studienleistung
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Studieninformation |
25-BiWi14_b Fachliches Grundlagenmodul (GymGe) | E2: Bildung, Erziehung, Sozialisation, Inklusion | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-BiWi2 Fachliches Grundlagenmodul | E2: Bildung, Erziehung, Sozialisation, Inklusion | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-FS-BE5 Professionelles Handeln und Qualität | E2: Qualität pädagogischer Organisation | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-UFP-P1 Individuelle Profilbildung: Organisation, Qualität, Beratung | E2: Professionelles Handeln und Qualität | Studienleistung
|
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Das Seminar ist als Lektüreseminar mit Diskussionsgruppen (4 - 5 Teilnehmende) geplant, d.h. Texte sind vorzubereiten und für die Teilnehmenden in Form von zusammenfassenden Inputs aufzubereiten. Konkret bedeutet dies, Begriffe zu definieren, zentrale textimmanente Aussagen (historisch und entlang der versch. Gesellschaftsdiagnosen) herauszuarbeiten, zu kontextualisieren, zu analysieren, entlang den jeweiligen Diskurstheoretischen Grundlagen kritisch-systematisch aufzubereiten und letztlich so zu präsentieren, dass das in Gruppen erarbeitete Wissen „diskutierbar“ wird. Die Bescheinigung einer Studienleistung erfolgt auf Grundlage einer verbindlichen und regelmäßigen Teilnahme an allen ausgewiesenen Präsenzsitzungen, das sichtbare Engagement in den jeweiligen Diskussionsgruppen und aktive Sprechakte in den Plenumsdiskussionen. Die Kreditierung einer Studien- und Prüfungsleistung über „Referat mit Ausarbeitung“ ist nicht möglich. Die Option einer (unbenoteten) mündlichen Prüfung steht interessierten Teilnehmenden offen. Mündliche Prüfungen finden nur im Rahmen von Prüfungswochen statt, die frühestens gegen Ende der Vorlesungszeit umgesetzt werden, d.h. ein Prüfungstermin kann nicht selbst gewählt werden. Benotete Prüfungsleistungen (bspw. Modulabschlussprüfungen) -soweit dies in den jeweiligen Modulbeschreibungen verankert ist, können nur über Hausarbeiten (Umfang von ca. 12-15 Seiten) erbracht werden.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: