Böse Orte? Nationalsozialismus in Ostwestfalen
Als Stephan Porombka und Hilmar Schmundt im Jahr 2005 Stätten der NS-Selbstdarstellung auf diesen Begriff brachten, lösten sie eine kleine Kontroverse aus.
Sind die Orte „böse“ oder die Taten der Handelnden, war eine der Fragen in der Debatte. Weitere Diskussionsbeiträge betonten etwa, dass sich die Orte in ihrer zeitgenössischen und ihrer aktuellen Funktion unterscheiden und daher nur bedingt vergleichbar seien. Viele diese Orte sind Projektionsobjekte mannigfaltiger Art. Es ging und geht eine eigentümliche Attraktion von manchen „bösen Orten“ aus: der Obersalzberg ist ein Ausflugsziel par exellence. Der Ort, an dem der Führerbunker stand, übt eine geradezu magische Anziehungskraft als Teil des „Zentrums des Grauens“ aus.
Die NS-Machthaber haben viele potentiell „böse Orte“ hinterlassen. Die meisten sind nicht so aufgeladen wie Hitlers Feriendomizil und die Stätte seines Selbstmordes. Das Geburtshaus des Nazi-Helden Horst Wessel ist den Meisten ebenso wenig bekannt, wie die hiesigen Stätten der Deportationen und der Verfolgung politischer Gegner.
Wir möchen nicht bei einer Beschreibung der jeweiligen Ortsgeschichte und des Sichtbaren stehen bleiben, sondern auch gegenwärtigen Aneignungen, Funktionalisierungen und Nutzungen nachgehen. Ziel ist es, unterrichtstaugliche Materialien zu diesen außerschulischen Lernorten zu erstellen. In Gruppen sollen historische Orte erarbeitet und dem Seminar präsentiert werden. Die Kommilitonen sind dabei Lerngruppe und Coach zugleich. Die nötigen Quellen und Literatur werden wir in hiesigen Bilbliotheken und Archiven bearbeiten und auswerten.
Die Vorstellung der Orte kann, wenn die Teilnehmer es möglich machen, manchmal etwas länger als die Seminarzeit dauern. In Absprache ist eine längere Exkursion (z. B. nach Bergen Belsen oder zum Stalag in Stukenbrock) evtl. an einem Samstag möglich.
Die Seminarmitglieder wählen die Orte aus. Als Beispiele wären denkbar: Das Geburtshaus von Horst Wessel – „der gemachte NS-Held“; die große Synagoge am Kesselbrink – im Novemberpogrom zerstört; Deportationsorte in Bielefeld; „Judenhäuser“ und Übergangslager; Massenmord in der Senne – das Stalag 326 IV K in Stukenbrock ... .
Jupp Asdonk u.A. (Hg.), Es waren doch unsere Nachbarn! Deportationen in Ostwestfalen-Lippe 1941-1945, Bielefeld 2012
Ulrich Baumgärtner, Historische Orte in: Geschichte Lernen, H.106, 2005
Hans-Jörg Kühne, Böse Orte, unbeachtete Mahnmale des Nationalsozialismus in Bielefeld, Ravensberger Blätter 2007, H 2, S 17 – 36
Hans-Jörg Kühne, Kriegsbeute Arbeit, Der „Fremdarbeitereinsatz“ in der Bielefelder Wirtschaft, Bielefeld 2002
Stephan Porombka und Hilmar Schmundt, Böse Orte. Stätten nationalsozialistischer Selbstdarstellung - heute, Berlin 2005
Ulrich Mayer, Hans Jürgen Pandel und Gerhard Schneider (Hg.), Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts. 2004
Reinhard Vogelsang, Geschichte der Stadt Bielefeld Bd. 3. 1918-Ende des 20. Jahrhunderts, Bielefeld 2005
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Di | 16-18 | X-E0-215 | 18.04.-28.07.2017 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-2.3 Modul Fachdidaktik | Fachdidaktische Orientierung | Studienleistung
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Studieninformation |
22-2.3_a_ver1 Modul Fachdidaktik und Inklusion | Praxisseminar Fachdidaktik | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Die Teilnehmer_innen bereiten in Gruppen den Besuch der historischen Orte vor.
Die Vorbereitung erfolgt in der Uni, der Bibliothek und im Stadtarchiv.