Theater als kulturelle Praxis, die immer auch vor einer okkasionellen Öffentlichkeit stattfindet, wirkt unmittelbar. Es ist die präsentative und performative Kunst par excellence und weist von daher eine große Nähe zum Ritual auf. Diese Analogie zeigt sich an den großen komplexen rituellen Handlungssequenzen ganz deutlich, etwa der christlichen Liturgie, die wie ein Drama in verschiedene Akte unterteilt ist, über eine sorgfältige Inszenierung und eigene Dramaturgie verfügt. Vor allem die performanztheoretischen Forschungen der letzten Jahre haben die Vergleichbarkeit von Ritual und Theater besonders betont. Doch nicht nur von analytischer Seite gibt es ein großes Interesse am Ritual, auch die Theaterpraxis des 20. und 21. Jahrhunderts weist verstärkt rituelle Züge auf, wie sich an den europäischen Avantgarden (etwa: Antonin Artaud oder Max Reinhardt) zeigt und wie sich bis in die Gegenwart im Theater und im Drama beobachten lässt. Das Theater war immer schon direkt in rituelle Kontexte eingebunden und es hat – auch in der Moderne – diese Nähe immer wieder bewusst gesucht und forciert. Dies gilt für das Verhältnis von Theater und Ritual in den unterschiedlichsten Kulturen – und zwar bis heute.
Eine interessante Perspektive, die sich gerade am Theater des 20. und 21. Jahrhunderts deutlich zeigt, ist, dass sich zwischen den unterschiedlichen rituellen Theaterformen verschiedenster Kulturen nicht nur Parallelen ausmachen lassen, sondern sich auch dynamische Austauschprozesse vollziehen. Brecht – um nur ein Beispiel zu nennen – hat sich intensiv mit dem japanischen Nō-Theater und der chinesischen Schauspielkunst beschäftigt und daraus wesentliche Aspekte für sein eigenes episches Theater gewonnen, mit dem er zugleich grundlegend auf christlich-rituellen Formen Bezug nahm; man denke z. B. an sein Lehrstück 'Die Maßnahme', das er als politisches Oratorium bezeichnet hat, dessen Plot und Ästhetik aber auf ein japanisches Nō-Theater-Stück zurückgehen. Die Frage ist, ob sich durch den Bezug zum Rituellen das Theater des 20. und 21. Jahrhunderts zugleich für eine transkulturelle Perspektive öffnet. Gefragt wird zudem, wie genau sich diese transkulturellen Austauschprozesse im Theater vollziehen und warum gerade im Theater des 20. und 21. Jahrhunderts das Interesse am Rituellen besonders hoch ist. Diesen Fragen wird im Seminar anhand von Dramentexten und Theateraufführungen aus verschiedenen Kulturen (Deutschland, Finnland, Ungarn, Japan, USA etc.) genauer nachgegangen. Im Zentrum aber stehen deutschsprachige Dramen.
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-LIT-M-LitAM1 Aufbau-Modul I: Historische und systematische Aspekte der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft | Lehrveranstaltung 1 | benotete Prüfungsleistung
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Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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Lehrveranstaltung 3 | Studienleistung
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23-LIT-M-LitAM2 Aufbau-Modul II: Fachphilologische Vertiefung Germanistik | Lehrveranstaltung 1 | Studienleistung
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Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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Lehrveranstaltung 3 | benotete Prüfungsleistung
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23-LIT-M-LitINT Intensivierung | Aufbaumodul Lehrveranstaltung 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Aufbaumodul Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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Aufbaumodul Lehrveranstaltung 3 | Studienleistung
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Profilmodul Lehrveranstaltung 1 | Studienleistung
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Profilmodul Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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23-LIT-M-LitPM1 Profilmodul I: Literatur und Ästhetik | Lehrveranstaltung 1 | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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23-LIT-M-LitPM2 Profilmodul II: Literatur, Kultur, Wissen | Lehrveranstaltung 1 | benotete Prüfungsleistung
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Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
23-LIT-M-MGS-wp Wahlpflichtmodul Literaturwissenschaft | Lehrveranstaltung 1 | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Ein theoretischer Einstieg in die Fragestellung auf Grundlage einschlägiger ritual- und theatertheoretischer Texte ist unerlässlich und erfordert – wie auch das Seminar insgesamt – die Bereitschaft zur intensiven Vor- und Nachbereitung der Sitzungen.
Gute Kenntnisse der Grundlagen der Dramentheorie und Dramenanlyse sind für dieses Seminar wesentlich!
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: