"Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es" - dieser berühmte Satz Simone de Beauvoirs beinhaltet nicht nur die für die Frauenbewegung der 1970er Jahre so wichtige Einsicht, dass Biologie keineswegs Schicksal ist. Er bringt gleichzeitig die Programmatik der zu dieser Zeit ebenfalls beginnenden Forschung zu geschlechtsspezifischer Sozialisation auf den Punkt: herauszufinden, wie aus Säuglingen Individuen werden, die als eindeutig männlich oder weiblich kategorisierbare Menschen ein Leben führen, das den Vorgaben ihrer zweigeschlechtlich organisierten sozialen Umwelt entspricht. Die Sozialisationsforschung hat dazu eine Vielfalt von empirischen Ergebnissen und theoretischen Erklärungsansätzen produziert - die sich jedoch bald als begrenzt erwiesen. Kritisiert wurde, dass die frühe Sozialisationsforschung vielfach auf Geschlecht als etwas abhob, das in unterschiedlichen Eigenschaften von Männern und Frauen zutage tritt, womit zuweilen herkömmliche stereotypisierende Differenzschemata lediglich verlängert wurden. Dem wurde beispielsweise entgegengehalten, dass Geschlecht als etwas analysiert werden kann, das interaktiv hergestellt wird, also eher etwas, das man tut, als etwas, das man ist ("doing gender"). Gleichzeitig steht die im Anschluss an de Beauvoir aufgeworfene Frage, wie Menschen zu überdauernd 'weiblichen' oder 'männlichen' Individuen werden, weiter im Raum; aktuelle Debatten kreisen um das Problem, wie diese Frage wieder aufgenommen werden kann, ohne in eigenschaftslogische Erklärungsmuster zurückzuverfallen.
Im Seminar werden die Diskussionen um das Konzept der Geschlechtersozialisation anhand von Schlüsseltexten nachvollzogen. Dabei werden sowohl die klassischen Konzepte als auch deren Kritik berücksichtigt. Den Abschluss bildet ein Ausblick auf gegenwärtige Forschungsansätze.
Arbeitsweise:
Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt auf der Auseinandersetzung mit Grundlagentexten. Dazu ist einerseits eine intensive Lektüre im Vorfeld der jeweiligen Seminarsitzung erforderlich. Andererseits werden im Seminar Kleingruppen gebildet, von denen jede für die Aufbereitung je eines Seminartextes und die Vorstrukturierung seiner Besprechung in der jeweiligen Seminarsitzung verantwortlich ist. Daneben sind zu einigen der Seminarthemen Recherche- und Beobachtungsaufgaben durchzuführen.
Die Teilnahme am Seminar ist nur in Verbindung mit der Beteiligung an einer Kleingruppe möglich. Daneben sind Vorbereitung und kontinuierliche Anwesenheit unabdingbar.
Reader und Semesterapparat werden zur Verfügung gestellt.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
---|---|---|---|---|---|
wöchentlich | Do | 14-16 | V2-205 | 06.04.-14.07.2006 |
Verstecke vergangene Termine <<
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | ||||||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | G.2.2 | |||||
Studieren ab 50 | |||||||
Unterrichtsfach Pädagogik / Lehramt Sekundarstufe II | H.C.1 |