Die soziologische Systemtheorie ist bekanntlich eine komplexe und anspruchsvolle Theorie - aber gerade deshalb laut ihrer Anhänger besonders leistungsfähig und einleuchtend. Luhmann hat immer die Notwendigkeit betont, einen klaren Problembezug zu haben, d.h. die Theorie an Fragen anzuwenden, die für die Beobachtung der Gesellschaft und ihrer Reflexion relevant sind. Ziel der Systemtheorie ist, „unplausible Evidenzen“ zu produzieren, also unwahrscheinliche Einsichten, die starke theoretische Mittel erfordern aber einmal erreicht absolut überzeugend sind.
Für diesen Zweck ist eine eingeübte Praxis in der Anwendung der Begriffe und in der soziologischen Diskussion erforderlich – die aber oft von der Komplexität der Theoriekonstruktion erschwert wird. Der Reichtum an internen Referenzen und an Grundbegriffen kann eine Art Scheu oder fast Ehrfurcht hervorrufen, oder auch nur den Eindruck, nicht zu verstehen, worauf man hinaus will. Diese Hemmungen in der Anwendung der Systemtheorie sollen durch das Diskussionsseminar aufgehoben werden. Die Kompetenz im Umgang mit der Systemtheorie wird nicht nur durch abstrakte Reflexion gewonnen, sondern auch durch Verwendung der Begriffe in der Beschreibung der sozialen Wirklichkeit - welche ihrerseits auch die Vertrautheit in der Handhabung der theoretischen Mittel als Folge hat.
Die Übung beabsichtigt, diese Einstellung zu praktizieren. Sie wendet sich sowohl an Studierenden, die mit Luhmanns Ansatz vertraut sind, als auch an Studierenden, die ihn weniger kennen oder mit anderen theoretischen Mitteln arbeiten. In jeder Sitzung wird ein Schlüsselbegriff der Systemtheorie in Betracht gezogen und auf konkrete Fälle der soziologischen Analyse angewendet - in einer Diskussion, die die Beteiligung aller Teilnehmer vorsieht.
Die Lektüre der angegeben Texte wird jeweils vorausgesetzt. Die Teilnehmer sind eingeladen, einen Referat vorzubereiten und die Leiterin für die Gesamtplanung der Sitzungen im Vorfeld zu kontaktieren. Die Übung findet als Block in drei Tagen statt.
1. Die Gesellschaft als soziales System – 13 November
Niklas Luhmann, Einführung in die Theorie der Gesellschaft. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag, 2005, S. 11-86.
2. Kommunikationsmedien – 13 November
Niklas Luhmann, Einführung in die Theorie der Gesellschaft. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag, 2005, S. 87-180.
3. Evolution – 20 November
Niklas Luhmann, Einführung in die Theorie der Gesellschaft. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag, 2005, S. 181-234.
4. Differenzierung – 20 November
Niklas Luhmann, Einführung in die Theorie der Gesellschaft. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag, 2005, S. 235-285.
5. Selbstbeschreibung – 27 November
Niklas Luhmann, Einführung in die Theorie der Gesellschaft. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag, 2005, S. 286-333.
6. Die Beziehung zwischen psychischen Systemen und sozialen Systemen – 27 November
Niklas Luhmann, „Wie ist Bewusstsein an Kommunikation beteiligt?”, in Soziologische Aufklärung 6. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 1995, S. 37-54.
Grundlage für die Teilnahme an der Übung ist die Lektüre der Transkription von Niklas Luhmanns Vorlesung zur Theorie der Gesellschaft, deren Kapitel in verschiedenen Sitzungen diskutiert werden. Eine zusätzliche Sitzung wird von der Beziehung zwischen psychischen Systemen und sozialen Systemen handeln.
Die Interessenten sind eingeladen, einen Referat vorzubereiten und die Leiterin für die Gesamtplanung der Sitzungen im Vorfeld zu kontaktieren.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M2a Soziologische Theorie a | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M2b Soziologische Theorie b | Seminar 1 | Studienleistung
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Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M2c Soziologische Theorie c | Seminar 1 | Studienleistung
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Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.