1959 hielt der britische Physiker und Romanschriftsteller Charles Percy Snow seine berühmte Rede von den zwei Kulturen, in der er beklagte, die Welt des Geistes sei in die der Humanwissenschaften und Literatur auf der einen, die der Naturwissenschaften und Technik auf der anderen Seite zerfallen, und zwischen diesen beiden Kulturen habe sich eine Kluft wechselseitigen Nichtverstehens aufgetan. Da jedoch auch innerhalb der Humanwissenschaften die Beziehungen zwischen der Soziologie und den traditionellen Geisteswissenschaften oft eher kühl waren, erweiterte Wolf Lepenies die Snow-These 1985 zur These von den drei Kulturen: die Soziologie als Kultur für sich. Wenn man will, kann man noch eine Reihe weiterer Wissenschaftskulturen konstruieren, jedoch am Ende die Frage stellen, wo in der hochspezialisierten Wissenschaft die Kultur bleibt. Das sind stichwortartig die Leitmotive der geplanten Vorlesung. Im 18. Jahrhundert waren die modernen Wissenschaften Bestandteile eines allgemeinen Aufklärungsprogramms; durch den Fortschritt zur Spezialisierung haben sie dagegen mittlerweile ihre eigene Esoterik entwickelt, die sich von Generation zu Generation steigert. Dieser Prozeß soll an einer Reihe von Episoden veranschaulicht werden, stets mit Blick auf die Frage, ob eine gegenläufige "alternative" Wissenschaft eine Chance hat.
Vorläufige Themenliste: (1) Snow- und Lepenies-These in der Diskussion. (2) Ganzheitliche gegen analytische Naturwissenschaft: Goethe und die romantischen Naturforscher. (3) Die Geschichtsschreibung: von einer organologischen zur philologischen Wissenschaft. (4) Vom Materialismus zum dialektischen Materialismus. (5) Chemie und Naturphilosophie: Liebig und Ostwald. (6) Die naturalistischen Anfänge der Soziologie. (7) Darwin und Haeckel: Evolutionslehre als Superwissenschaft. (8) Evolutionismus heute: für die Sozialwissenschaften tabu ? (9) Max Weber: mit Naturalismus gegen Naturalismus. (10) Max Weber als Vor- und Querdenker der Professionalisierung in der Wissenschaft. (11) Bernhard Bavinks Versuch einer Wiedervereinigung und Popularisierung der Wissenschaft. (12) Von Alexander v. Humboldt abwärts: Der Zerfall der Geographie. (13) Die Öko-Bewegung und der Streit der Fakultäten. (14) New-Age-Wissenschaft: Capra und Bateson. (15) Naturwissenschaftliche Ansätze in der Umweltgeschichte. (16) Paul Feyerabend: Against Method, oder: Ist der Zerfall der Wissenschaft durch die Methodenvielfalt irreversibel ?
Grundlegende Literatur: Helmut Kreuzer (Hrsg.): Die zwei Kulturen. Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz. C. P. Snows These in der Diskussion, München 1987 (urspr. 1969), dtv 4454. Wolf Lepenies: Die drei Kulturen. Soziologie zwischen Literatur und Wissenschaft, Reinbek 1988 (rororo re 458). Michael Hagner (Hrsg.): Ansichten der Wissenschaftsgeschichte, Frankfurt 2001 (Fischer TB 15261).
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichte / Lehramt Sekundarstufe I | A3; A4; B4 | Wahlpflicht | GS und HS | ||||
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe II | A3; A4; B4 | Wahlpflicht | GS und HS | ||||
Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | 1.3.2; 3.2.1 | Wahlpflicht | 1 | unbenotet | |
Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | EM: Moderne | Wahlpflicht | 2 | ||
Geschichtswissenschaft (Hauptfach) / Magister | Wahlpflicht | GS und HS | |||||
Geschichtswissenschaft (Nebenfach) / Magister | Wahlpflicht | GS und HS | |||||
Studieren ab 50 | |||||||
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