230125 Erzählen leiblicher Erfahrung von Geschlecht in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur (S) (WiSe 2021/2022)

Die Veranstaltung findet vollständig und zu den angegebenen Sitzungszeiten vor Ort in Präsenz statt.

In diesem Seminar widmen wir uns der Frage, wie das leibliche Erleben insbesondere im Zusammenhang mit der Wahrnehmung von Geschlecht in literarischen Gegenwartstexten erzählt werden kann. Auf der Grundlage des phänomenologischen Begriffs des Leibs als dem lebendigen und spürenden Körper stellen wir folgende Fragen: Wie vermitteln literarische Texte das Spüren des eigenen Geschlechts? Wie vermitteln sie das Gefühl, ein Geschlecht zu haben – oder keines oder nicht nur eins? Ausgehend von der Überlegung, dass das leibliche Erleben nie vollständig Gegenstand einer Reflexion werden kann, weil immer auch Wahrnehmungen bestehen, die (noch) nicht sagbar oder erklärbar sind (Silvia Stoller), möchten wir gemeinsam Erzählstrategien ausfindig machen, die als Versuch angesehen werden können, dieses Erleben indirekt zu umschreiben. Weitergehend möchten wir schließlich auch die Frage stellen, inwiefern die Konfrontation mit literarischen Texten selbst als eine vergeschlechtlichte leibliche Erfahrung konzipiert werden kann.
Welche Primärliteratur wir gemeinsam lesen, entscheiden wir zu Beginn des Semesters gemeinsam im Seminar. Mögliche Texte sind u.a. Charlotte Roche, Feuchtgebiete (2008); Helene Hegemann, Axolotl Roadkill (2010); Sasha Marianna Salzmann, Außer sich (2017); René Marik, Wie einmal ein Bagger auf mich fiel (2019); Christian Kracht, Eurotrash (2021); Sharon Dodua Otoo, Adas Raum (2021).

Literaturangaben

Silvia Stoller: Existenz – Differenz – Konstruktion. Phänomenologie der Geschlechtlichkeit bei Beauvoir, Irigaray und Butler, München 2010.