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Vampire, die sexuelle Normen brechen

Veröffentlicht am 21. Januar 2015, 11:14 Uhr
Tagung an der Universität Bielefeld: US-Literaturforscherin Giselle Anatol hält Vortrag

Vampire fallen in Literatur und Film durch ihr abweichendes Verhalten auf: Sie verweigern sich dem Tod, werden oft als blutrünstig, wolllüstig und verführerisch dargestellt. Welche Rolle Vampirinnen und Vampire als literarische Figuren spielen, um traditionelle Vorstellungen in einer Gesellschaft zu hinterfragen – darum geht es in einem öffentlichen Vortrag am morgigen Donnerstag, 22. Januar, ab 18.15 Uhr im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) an der Universität Bielefeld. Die Literaturforscherin Dr. Giselle Anatol von der University of Kansas, USA, ist Gastrednerin bei der Konferenz „Cultures of Resistance?“ (Kulturen des Widerstands in der Karibik). Die Tagung läuft vom 22. bis zum 24. Januar.


Anatols Vortrag heißt „Blood is Money, Blood is Race, Blood is Sex: Using the Vampire to Challenge Sexual Norms in Caribbean Literature” (Blut ist Geld, Blut ist Rasse, Blut ist Sex: den Vampir nutzen, um sexuelle Normen in der karibischen Literatur zu hinterfragen). In ihrem Vortrag befasst Anatol sich mit der Darstellung von Vampirismus in traditionellen karibischen Erzählungen und in zeitgenössischen Romanen.

Die Vampire in diesen Geschichten sind weiblich. Im Mittelpunkt steht die Figur des „Soucouyant“, ein blutsaugendes Wesen in Gestalt einer alten Frau. Der Erzählung nach fliegt sie auf einem Feuerball und kann das Blut ihrer Opfer nur dann trinken, wenn sie zuvor ihre Haut abgelegt hat. In den vergangenen 20 Jahren erschien eine Vielzahl neuer Geschichten über Soucouyant-Vampire.

Laut Giselle Anatol stellen zeitgenössische Autoren die Soucouyants allerdings nicht als Dämonen dar. Im Gegenteil: Die Figur stellt sich gegen überkommene gesellschaftliche Normen. Sie steht für sexuelle Emanzipation und das Aufbegehren unterdrückter ethnischer Gruppen. In ihrem Vortrag erklärt Anatol, wie diese emanzipierten Vampirinnen gegen gesellschaftliche verbreitete Vorstellungen von Sexualität – etwa Heterosexualität als Normalfall – verstoßen und alternative Einstellungen sichtbar machen.

An der Konferenz „Cultures of Resitance“ nehmen rund 50 Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus acht Ländern teil. Sie kommen aus Literatur- und Kulturwissenschaft, Geschichte, Anthropologie, Gender Studies und Geographie. Auf der Konferenz befassen sie sich mit historischen und gegenwärtigen Formen und Funktionen von Widerstand in kulturellen und politischen Praktiken und theoretischen Reflexionen in und aus der Karibik und ihren Diasporas. Dabei geht es den Veranstaltern darum, die Karibik als einen Raum zu untersuchen, der durch Geschichten der Kolonisierung, des transnationalen Sklavenhandels und der ökonomischen Ausbeutung und durch eine lange Geschichte vielschichtiger Verflechtungen wie Migration und Kulturkontakten geprägt ist. Den zweiten Hauptvortrag hält Roberto Zurbano vom Kulturinstitut „Casa de las Américas“ (Haus der Amerikas) in Kuba. Auch Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler präsentieren ihre Arbeiten.

Veranstalter sind die Gesellschaft für Karibikforschung „Socare“ (Society for Caribbean Re-search), das Zentrum für Interamerikanische Studien „CIAS“ der Universität Bielefeld und das Projekt „Die Amerikas als Verflechtungsraum“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Die Konferenz wird von der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft und dem International Postgraduate Forum der Universität Bielefeld unterstützt.

Weitere Informationen im Internet:
Programm der Konferenz: www.uni-bielefeld.de/cias/pdfs/Socare-Programm.pdf
Website der Gesellschaft für Karibikforschung: www.caribbeanresearch.net/de
Über drei Millionen Euro für Forschung zu „zwei Amerikas“ (Pressemitteilung vom 10.01.2013): http://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/uniaktuell/entry/über_drei_millionen_euro_für


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