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„Ereignisse existieren nicht unabhängig von Medien“

Veröffentlicht am 24. Juni 2015, 11:42 Uhr
Kommunikationsforscher Hans Mathias Kepplinger hält Vortrag auf Bielefelder Konferenz

Existiert ein Ereignis um seiner selbst willen oder weil es sich gut in den Medien macht? „Viele Ereignisse, über die die Medien berichten, sind Folgen der vorangegangenen Berichterstattung“, sagt Professor Dr. Hans Mathias Kepplinger. Der Kommunikationsforscher spricht im Rahmen einer internationalen Tagung, die die Bielefelder Graduiertenschule für Geschichte und Soziologie (BGHS) von Montag, 29. Juni, bis Mittwoch, 1. Juli, an der Univer-sität Bielefeld veranstaltet. Etwa 30 Nachwuchsforscherinnen und -forscher beschäftigen sich dort unter anderem mit der Frage, wie Ereignisse entstehen und verlaufen und welche Strukturen im Hintergrund wirken (Tagungstitel: „Structures and Events – A Dialogue between History and Sociology“, „Strukturen und Ereignisse – Dialog zwischen Geschichte und Soziologie“).  

Der Mainzer Kommunikationsforscher Hans Mathias Kepplinger beleuchtet das Zusammenspiel zwischen Ereignissen und Medien. Foto: privat
Der Mainzer Kommunikationsforscher Hans Mathias Kepplinger beleuchtet das Zusammenspiel zwischen Ereignissen und Medien. Foto: privat
„Die Ereignisse, über die die Medien berichten, existieren nicht unabhängig von den Medien“, sagt Kepplinger, und er geht noch einen Schritt weiter: Viele Ereignisse, ist er überzeugt, würden ohne die Erwartung, dass die Medien darüber berichten, überhaupt nicht geschehen. „In Krisen, Konflikten und Skandalen sind Ereignisse nicht nur Ursachen, Berichte darüber nicht immer Folgen. Vielmehr sind die Berichte über die Ereignisse häufig Mittel zu Zwecken - sie werden instrumentell genutzt, um bestimmte Eindrücke und Wirkungen hervorzurufen. Eine rein kausale Betrachtung verfehlt deshalb den Kern der Sache.“ In seinem Vortrag „Ereignisse als Gegenstand öffentlicher Kommunikation“ wird Kepplinger am Dienstag, 30. Juni, 18 Uhr, auf das Zusammenspiel von Medien und Events eingehen.

Nachwuchswissenschaftler aus 13 Ländern, darunter Indien, Nigeria und die USA, präsentieren ihre Forschungsergebnisse aus Soziologie und Geschichtswissenschaft. Dabei thematisieren die Referentinnen und Referenten zum Beispiel die „Wirtschaft des Herzschmerzes“, bei der die finanziellen Konsequenzen einer Trennung in Deutschland und Großbritannien verglichen werden. Die Forschenden beleuchten die Abtreibungsdebatte in Polen, religiöse Friedensbewegungen in Guatemala oder rekonstruieren die Entstehung der jüngsten Finanzkrise. Neben aktuellen Themen werden auch historische Fallbeispiele diskutiert. Außerdem stellen zwei Experten ihre Befunde zum Thema vor: So geht es beispielsweise im Eröffnungsvortrag des Soziologen Professor Dr. Tobias Werron (Universität Bonn) um das Thema Gleichzeitigkeit als historisch-soziologisches Problem. Professor William Sewell (University of Chicago, USA) zeigt in seinem Vortrag, wie sich Zeitstrukturen im Laufe der Menschheitsgeschichte gewandelt haben.

Das Plakatmotiv für die BGHS-Jahrestagung zeigt den Schweizer Kunstsammler Uli Sigg, wie er eine Coca Cola-Urne des Künstlers Ai Weiweis fallenlässt. Das Motiv ist Teil der Fotoserie „Fragments of History“ von Manuel Salvisberg. Mit dem Motiv greifen die Veranstalter das Seminarthema auf: Wie ist das Verhältnis zwischen Momentaufnahme und Handlungsabfolge, wenn nur ein Moment dargestellt wird? Foto: Manuel Salvisberg
Das Plakatmotiv für die BGHS-Jahrestagung zeigt den Schweizer Kunstsammler Uli Sigg, wie er eine Coca Cola-Urne des Künstlers Ai Weiweis fallenlässt. Das Motiv ist Teil der Fotoserie „Fragments of History“ von Manuel Salvisberg. Mit dem Motiv greifen die Veranstalter das Seminarthema auf: Wie ist das Verhältnis zwischen Momentaufnahme und Handlungsabfolge, wenn nur ein Moment dargestellt wird? Foto: Manuel Salvisberg
Die Jahrestagung der BGHS wird von fünf Doktorandinnen und Doktoranden organisiert, die an der Bielefelder Graduiertenschule für Soziologie und Geschichte promovieren. Seit 2009 ist die Tagung ein Forum für den Austausch junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über ihre aktuellen Forschungsarbeiten auf internationaler Ebene.

Ort: Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF), Universität Bielefeld
Zeit: Los geht es am Montag, 29. Juni, um 15 Uhr. Interessierte sind eingeladen, am Eröffnungstag zuzuhören und mitzudiskutieren. Die Teilnahme ist kostenlos.

Die Bielefelder Graduiertenschule in Geschichte und Soziologie (Bielefeld Graduate School in History and Sociology - BGHS) ist eine Einrichtung zur strukturierten Promotionsausbildung in der Geschichtswissenschaft und der Soziologie an der Universität Bielefeld. Sie ist international ausgerichtet, thematisch offen für die inhaltliche Bandbreite der beteiligten Fächer und lebt vom interdisziplinären Austausch. Sie ist eines von zwei Projekten der Universität Bielefeld, die als Teil der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder seit 2007 gefördert werden.

Weitere Informationen im Internet:

www.uni-bielefeld.de/bghs/Programm/Ansem/2015.html

www.uni-bielefeld.de/bghs/


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