In der Biologie, insbesondere der Evolutionsbiologie, ist die Rede von Anpassungen (Adaptationen) allgegenwärtig. Dabei ist das Konzept der Anpassung auch heute noch umstritten. Während Einigkeit darüber herrscht, dass Anpassung nicht durch einen göttlichen Designer, sondern durch evolutionäre Prozesse hervorgebracht wird, besteht große Uneinigkeit darüber, welche Anforderungen eine evolutionäre Erklärung von Anpassungen genügen muss.
Anpassung wird im Allgemeinen als Lösung eines durch die Umwelt gestellten Problems gesehen, welche durch den Prozess der natürlichen Selektion hervorgebracht wird. Obwohl auch hier weitestgehende Einigkeit besteht, fangen die Schwierigkeiten erst an: Welche Merkmale von Organismen sind Anpassungen und wie werden sie identifiziert? Weiterhin ist die Umwelt, an welche sich die Organismen anpassen, ebenfalls durch ständigen Wandel gekennzeichnet. Was für eine Rolle spielt die Umwelt in dem Anpassungsprozess? Sind die Produkte dieses Prozesses als optimal anzusehen? Besonders wichtig sind schließlich die Fragen, ob alle Ergebnisse der Evolution als Anpassungen zu verstehen sind und, ob Anpassungen vollständig durch natürliche Selektion erklärt werden können.
Eine Position, welche die letzteren beiden Fragen bejaht und der natürlichen Selektion damit eine, in gewisser Weise, herausragende Stellung als Erklärungsfaktor einräumt, ist der Adaptationismus. Die berühmt gewordene Kritik von Stephen Gould und Richard Lewontin (1979) hat aber dazu geführt, dass eine bis heute anhaltende Debatte um diese Position entbrannt ist. Zu den zentralen Fragen dieser Debatte gehören: Wie können adaptationistische Hypothesen getestet werden? Inwiefern kann der natürlichen Selektion überhaupt eine besondere Stellung als ein Evolutionsfaktor (unter vielen) eingeräumt werden? Übersehen Adaptationisten nicht alternative Erklärungen für Merkmale, wenn sie sich auf natürliche Selektion beschränken?
Wir wollen in diesem Seminar klassische und schließlich auch neuere Texte zu den Debatten um Adaptation und Adaptationismus lesen. Weiterhin wollen wir als Fallbeispiel eine Studie zur Evolution von Höhlenorganismen betrachten, um den Studierenden so den Umgang von BiologenInnen mit den hier angesprochenen Problemen zu verdeutlichen. Das Seminar soll eine Grundlage für das Verständnis der empirischen, begrifflichen und methodologischen Fragestellungen dieses zentralen Themas in der Philosophie der Biologie schaffen.
Die im Seminar besprochenen Texte werden zu Beginn des Semesters über das StudIP bereitgestellt.
An diesem Seminar kann nur eine begrenzte Anzahl von 40 Studierenden teilnehmen. Zur Anmeldung tragen Sie die Veranstaltung in Ihren Stundenplan ein, die Platzvergabe erfolgt in der ersten Sitzung der Veranstaltung durch den Dozierenden. Benötigen Sie für Ihren Studienabschluss einen Platz in exakt dieser Veranstaltung (Härtefallregelung), melden Sie sich bitte bei Herrn Harnisch (studienberatung@philosophie.uni-bielefeld.de)
Als Einführungsliteratur wird empfohlen: Sterelny, Kim; Griffiths, Paul E. (1999): Sex and Death. An Introduction to Philosophy of Biology. Chicago, Ill: University of Chicago Press.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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History, Philosophy and Sociology of Science / Master | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Hauptmodul 2 | Wahlpflicht | 2 | zusätzlich 4 LP für eine benotete Einzelleistung, 2 LP für eine unbenotete Einzelleistung | ||
Philosophie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | N6 HM TP WT; N8 HM SB BIO | 2 | unbenotet | ||
Philosophie (Gym/Ge als zweites U-Fach) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | N6 HM TP WT; N8 HM SB BIO | 2 | unbenotet | |||
Philosophie (Gym/Ge fortgesetzt) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | N6 HM TP WT; N8 HM SB BIO | 2 | unbenotet |
Voraussetzung für die Vergabe von 2 Leistungspunkten (Bachelor Einschreibung bis SoSe 11 und Master of Education) ist die regelmäßige und aktive Teilnahme sowie das Erbringen des schriftlichen oder mündlichen Beitrags im Umfang von maximal 1200 Wörtern für das Modulportfolio, auf dem die unbenotete Moduleinzelleistung beruht. Die Anforderungen für den Modulportfolio-Beitrag werden zu Veranstaltungsbeginn bekannt gegeben.