›Lebensweltorientierung‹ ist im professionellen Selbstverständnis Sozialer Arbeit fest verankert. Es gilt mittlerweile fast als selbstverständlich, ›lebensweltorientiert zu arbeiten‹. Thierschs Buch Buch »Lebensweltorientierte Soziale Arbeit« (1992) ist im Jahre 2014 bereits in der neunten Auflage erschienen. Die große Popularität der ›Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit‹ geht allerdings, wie der Schöpfer der Konzeption, Hans Thiersch, selbst kritisch konstatiert, nicht immer auch mit einem angemessenen Verständnis des Ansatzes einher. Es seien, so Thiersch, ›Verflachungen‹ und ›Verwässerungen‹ zu beobachten.
Auch im disziplinären Feld der Sozialen Arbeit hat die Lebensweltorientierung einen eigentümlichen Status. Einerseits wird die Innovationsleistung anerkannt, und Thiersch gilt in einschlägigen Darstellungen zur Theoriegeschichte bereits zu Lebzeiten als ›Klassiker der Sozialpädagogik‹. Andererseits finden sich kaum produktive Auseinandersetzungen mit dem theoretischen Ansatz, geschweige denn produktive Weiterentwicklungen.
Die Lehrveranstaltung ist ein Theorieseminar. Es dient dem Zweck, einen systematischen Überblick über die Grundbegriffe und Kernthesen des Lebensweltorientierungsansatzes zu gewinnen. Seitenblicke auf die historischen und theoretischen Kontexte sollen dabei den Sinn dafür schärfen, was eigentlich das Besondere an Thierschs Ansatz war und eventuell noch immer ist. Im Verlauf des Seminars sollen zunächst die Genese des Ansatzes rekonstruiert sowie die theorie- und professionsgeschichtlichen Kontexte erhellt werden. In inhaltlicher Hinsicht rücken Fragen nach dem kritischen Element und nach der praktischen Umsetzung in den Fokus. Schließlich sollen Kernthemen wie ›Moral‹, ›Gerechtigkeit‹ und ›Bildung‹ beleuchtet werden.
Wie bei einem Theorieseminar nicht weiter verwunderlich, wird die Textarbeit breiten Raum einnehmen. Daneben sollen aber auch Diskussionen im Plenum und in kleineren Gruppen die Texterschließung und die Anwendung der Leseerträge befördern.
Das Seminar setzt zwar keine besonderen Vorkenntnisse hinsichtlich des behandelten Themenbereichs oder der theoretischen Kontexte voraus, verlangt aber eine gründliche Beschäftigung mit den im Seminar eingesetzten Texten. Überdies werden die Seminarsitzungen unter anderem durch ca. 15-minütige Kurzreferate (kurze Textvorstellungen) bestritten. Von den TeilnehmerInnen wird eine entsprechende Bereitschaft zur Mitarbeit erwartet.
Füssenhäuser, Cornelia (2005): Werkgeschichten der Sozialpädagogik, Hohengehren.
Grunwald, Klaus; Thiersch, Hans (2004): »Das Konzept Lebensweltorientierte Soziale Arbeit – einleitende Bemerkungen«. In: Dies. (Hrsg.), Praxis Lebensweltorientierter Soziale Arbeit, Weinheim, München, 13-39.
Grunwald, Klaus; Thiersch, Hans (2014): »Lebensweltorientierung«. In: Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Online, Fachgebiet: Soziale Arbeit, Grundbegriffe, hrsg. von Wolfgang Schröer, Cornelia Schweppe, Beltz Juventa, Weinheim und Basel (DOI 10.3262/EEO14140320)
Thiersch, Hans (1978): »Alltagshandeln und Sozialpädagogik«. In: neue praxis 8 (1), 6-25.
Thiersch, Hans (2006): Erfahrung der Wirklichkeit, 2., überarb. Aufl. (Erstaufl. 1986), Weinheim/München.
Thiersch, Hans (2014): Lebensweltorientierte Soziale Arbeit, 9. Aufl. (Erstaufl. 1992), Weinheim.
Thiersch, Hans; Grunwald, Klaus; Köngeter, Stefan (2005): »Lebensweltorientierte Soziale Arbeit«. In: W. Thole (Hrsg.), Grundriss Soziale Arbeit, Wiesbaden, 161-178.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-MEW4 Organisation & soziale Dienste | E1: Wissens- und Strukturdimensionen Sozialer Arbeit | Studienleistung
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Studieninformation |
25-MEW4_wp Organisation & soziale Dienste | E1: Wissens- und Strukturdimensionen Sozialer Arbeit | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.2.2 | scheinfähig |
Die Studienleistung bzw. aktive Teilnahme wird durch ein Protokoll zu einer Teilsitzung oder durch eine Textvorstellung (Kurzvortrag) erbracht.