250227 Subjekte der Moderne (BS) (SoSe 2014)

In modernen Gesellschaften ist "der Mensch" zur fragwürdigen Gestalt geworden. Zwar gründet sich das Selbstverständnis des modernen Individuums auf das aufklärerische Subjektverständnis: Ein denkendes und über sich selbst verfügendes "Ich" erkennt und beherrscht Natur und Gesellschaft. Dieses Selbstverständnis und die damit verbundene philosophische Tradition (das cartesianische Subjekt) wurden jedoch schon bald durch Denker_innen wie Marx, Nietzsche, Freud, de Saussure in Frage gestellt. Spätestens mit Aufkommen des sogenannten Strukturalismus und Poststrukturalismus in den 1960er Jahren konstituiert sich eine genuin subjektkritische Theorietradition: Der Mensch bzw. das Subjekt wird als Hervorbringung von Diskursen, Strukturen, Begehren begriffen, denen es selbst nicht mächtig ist.

Jede Pädagogik ist verwiesen auf eine subjekttheoretische Grundlegung. Denn Bildungs- und Erziehungstheorien arbeiten mit Zielvorstellungen: Geht es um die Hervorbringung von Mündigkeit, Autonomie oder gar Emanzipation? Geht es um Partizipation oder schließlich Employability? All diese Bestimmungen operieren mit der Idee eines zumindest potenziell handlungsfähigen Subjekts. Aber wie kann Handlungsfähigkeit (bzw. "Agency") gedacht und zur Bezugsgröße – möglicherweise kritischen – pädagogischen Handelns gemacht werden, wenn die Subjektkritik ernstgenommen wird?

In diesem Seminar beschäftigen wir uns also – in nicht-systematisch-philosophisch-vorgebildeter Einstellung – mit grundlegenden subjekttheoretischen Überlegungen u.a. von Michel Foucault, Stuart Hall und Ernesto Laclau. Die Frage der Möglichkeit einer kritischen Handlungsfähigkeit des Subjekts soll dabei einen roten Faden bilden.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Es werden keine Vorkenntnisse erwartet, jedoch die Bereitschaft mit anspruchsvollen theoretischen Texten zu arbeiten.