Seminar: Religionsfreiheit – ein Menschenrecht in der politischen Kontroverse
Die heftigen Auseinandersetzungen um die Durchführung der rituellen Beschneidung von Knaben ist das jüngste Beispiel dafür, dass die Religionsfreiheit Gegenstand von Kontroversen geworden ist. Das gilt für die internationale Politik weit mehr noch als für die Innenpolitik in Deutschland und anderen europäischen Staaten.
Hier nur schlagwortartig einige weitere jüngere Beispiele, an denen deutlich wird, welches Konfliktpotential dem Thema allein schon in verschiedenen europäischen Staaten innewohnt: Burkaverbote in Frankreich und Belgien; religiös bedingte Weigerung der Mitwirkung an Homo-Ehen in Großbritannien und den Niederlanden; das Minarett-Referendum in der Schweiz sowie ähnliche Initiativen in Teilen Österreichs; der Umgang mit den Mohammed-Karikaturen in Dänemark; gesetzliche Vorgaben für die Durchführung von religiösen Knabenbeschneidungen in Schweden und Norwegen; Statusverluste aufgrund des neuen Religionsgesetzes in Ungarn; Beteiligung der russisch-orthodoxen Kirche am Pussy-Riots-Prozess in Russland; der italienische Kruzifix-Streit vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte; die EuGH-Entscheidung zu religiös-bedingter Verfolgung als Bestandteil des Asylrechts.
International kommen noch andere Dimensionen mit ins Spiel – man denke etwa an die öffentlichen Koran-Verbrennungen in Florida; Gerichtsurteile aufgrund der Blasphemie-Gesetzgebung in Pakistan; religionsbezogene gewaltsame Auseinandersetzungen in Nigeria oder Indonesien; Strafverfahren gegen Missionare und Konvertiten in verschiedenen arabischen Ländern; Gefahren einer religionspolitischen Aufladung des syrischen Bürgerkriegs und tausend andere Themen. Auch in den Vereinten Nationen sorgen Fragen der Religionsfreiheit oft für emotionale Kontroversen.
Wir werden uns im Seminar mit dem Thema Religionsfreiheit zunächst historisch beschäftigen, um den gesellschaftlichen Problemdruck besser zu verstehen, auf dessen Hintergrund sich dieses Menschenrecht entwickelt hat. Des Weiteren geht es um exemplarische Fragen aktueller Religionspolitik in verschiedenen Teilen der Welt (z.B. Europa, Türkei, Iran, Syrien, Myamar, China, Frankreich), die unter Gesichtspunkten der Religionsfreiheit diskutiert werden sollen. Daran schließt sich die Frage an, welche Haltung einzelne große Religionsgemeinschaften zur Religionsfreiheit einnehmen.
THEMENLISTE:
I. Von der Toleranz zur Religionsfreiheit als Grund- und Menschenrecht
1. Von der Toleranz zur Religionsfreiheit – historische Facetten
2. Religionsfreiheit als Menschenrecht
3. Schutzbereich und Grenzen der Religionsfreiheit. Grund- und menschenrechtliche Überlegungen
4. Kulturelle Voraussetzungen der Religionsfreiheit?
II. Exemplarische Streitfragen
1. „Religionsdiffamierung“ als Menschenrechtsthema? Die Debatte in den Vereinten Nationen
2. Religionsfreiheit und Gleichberechtigung der Geschlechter – Menschenrechte im Widerspruch?
3. Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit: Konflikte und Synergien
4. Die Religionsfreiheit und sexuelle Orientierung: Religionsfreiheit als Kampfinstrument gegen die Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen?
5. Kruzifixe und Kopftücher in der öffentlichen Schule
6. Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften und Kündigungsschutz: menschenrechtlicher Einfluss auf das kirchliche Arbeitsrecht
III. Länderbeispiele (nach Interessenslage)
IV. Rezeption der Religionsfreiheit durch die Religionsgemeinschaften
1. Die Erklärung zur Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanischen Konzils
2. Positionen aus der christlichen Orthodoxie
3. Aktuelle islamische Positionierungen zur Religionsfreiheit
Termin: 23.-25. Januar 2015
Vorbesprechung: 15. Oktober 2014 - 14-16 Uhr
Heiner Bielefeldt, Streit um die Religionsfreiheit. Aktuelle Facetten der internationalen Debatte (Erlanger Universitätsreden Nr. 77/2012, 3. Folge, 2012; auch elektronisch verfügbar).
Heiner Bielefeldt, Freedom of religion or belief – a human right under pressure, in: Oxford Journal of Law and Religion, Nr. 1 (2012), S. 15-35
Malcom Evans, Advancing Freedom of Religion or Belief: Agendas for Change, in: Oxford Journal of Law and Religion, Nr. 1 (2012), S. 5-14
Jahrbuch Menschenrechte 2009. Schwerpunkt: Religionsfreiheit, Wien 2008.
Marianne Heimbach-Steins u.a. (Hg.), Religionen und Religionsfreiheit. Menschenrechtliche Perspektiven im Spannungsfeld von Mission und Konversion, Würzburg 2010.
Hinweise zum wissenschaftlichen Arbeiten (Seminararbeiten):
Thomas Möllers, Klausur, Hausarbeit, Seminararbeit, Studienarbeit, Staatsexamen, Dissertation, 5. Aufl., München 2010
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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29-EuIn Europa Intensiv | Vertiefungsveranstaltung | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Europa Intensiv | Vertiefungsveranstaltungen | Wahlpflicht | 2 | aktive Teilnahme Max. 4 Europa Intensiv Teilnehmer. Anmeldung bei Herrn Dr. Müller per E-Mail erforderlich. | |||
Politische Kommunikation / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | 3.2 | 3 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | |||
Rechtswissenschaft mit Abschluss 1. Prüfung (STUDPRO 2012) / Staatsprüfung | (Einschreibung bis WiSe 19/20) | SPB 6: Wahl | Wahl | 7. | HS | ||
Rechtswissenschaft mit Abschluss 1. Prüfung (STUDPRO 2012) / Staatsprüfung | (Einschreibung bis WiSe 19/20) | Grundlagenschein gr.; Schlüsselqualifikationen | Wahl | 5. 6. 7. 8. | HS |
ACHTUNG: Das Seminar ist voll ausgebucht. Wir haben leider keine Plätze mehr frei.
Das Seminar richtet sich an Studierende im Hauptstudium.
In dem Seminar können Seminararbeiten nach § 28 Abs. 2 Nr. 2 StudPrO verfasst sowie große Grundlagenscheine erworben werden. Die Teilnahme kann zudem mit 2 SWS für den Schwerpunktbereich 6 (Einwanderung und soziale Integration) angerechnet werden. Darüber hinaus können Schlüsselqualifikationsnachweise erlangt werden. Es ist nicht möglich, Leistungsnachweise zu kombinieren!
In der Vorbesprechung werden die einzelnen Arbeiten zu den Themen vergeben sowie weiterführende Literaturhinweise zu den einzelnen Themengebieten verteilt. Einzelne Themen können auch doppelt belegt werden.
Studierende anderer Fakultäten können die angegebenen Leistungspunkte erwerben. Dafür ist eine aktive Teilnahmen am Seminar erforderlich.